Anselm Casimir Wamboldt von Umstadt
Kurfürst und Erzbischof von Mainz 1629 – 1647
Gemälde im Schlossmuseum der Stadt Aschaffenburg

Als dritter römischer Germaniker in Folge wurde Anselm Casimir 1629 zum Mainzer Erzbischof gewählt. Trotz erheblicher Vorbehalte Kaiser Ferdinands II. hatten sich die Domherren von ihrem Vorhaben nicht abbringen lassen. Sie wurden auch nicht enttäuscht, denn der neue Regent widmete sich von Anfang an mit großem Eifer der Stärkung des katholischen Glaubens im Sinne der Gegenreformation. Inzwischen hatte sich aber das Blatt im Dreißigjährigen Krieg gewendet und König Gustav Adolf von Schweden zog in raschem Siegeszug über Erfurt, Würzburg und Aschaffenburg in Richtung Mainz. Anselm Casimir musste seine Residenz verlassen und flüchtete zusammen mit vielen Domkapitularen und Hofbeamten nach Köln. Der Einzug der schwedischen Truppen 1631 in Aschaffenburg hat Matthäus Merian d.Ä. auf einem eindrucksvollen Kupferstich dargestellt.



Einzug der Schweden in Aschaffenburg und Steinheim
Kupferstich von Matthaeus Merian in ‚Theatrum Europaeum‘ 1633



Brief des Kurfürsten vom 24.05.1633 aus seinem Kölner Exil mit eigenhändiger Unterschrift
Rechts unterzeichnet Kurfürst Ferdinand von Köln

Von diesem Ereignis handelt auch die Legende um den Kapuzinerpater Bernhard, der mutig dem Schwedenkönig entgegengegangen sein soll, um ihm die Schlüssel der Stadt zu überreichen, Gnade für die Bürger zu erbitten und von Zerstörungen abzusehen. Gustav Adolf soll dieser Bitte entsprochen und das schöne Rennaissanceschloß gelobt haben, das ihm so gut gefalle, daß er es gerne mit nach Schweden nehmen würde. Der Erzählung nach konterte Pater Bernhard geschickt mit dem Hinweis, dies sei überhaupt kein Problem, da ja unter jedem Fenster bereits ein Rad angebracht sei. Eine Anspielung auf das Mainzer Rad, daß zur Erinnerung an den großen Erzbischof Willigis (sein Vater soll ein einfacher Radmacher gewesen sein) das Wappensymbol des Kurstaates war und auch die Schlossfassade vielfach zierte. Heute erinnert ein Bildstock an der Wegzweigung Willigisbrücke/Großostheimer Straße an die Begegnung in Aschaffenburg, die sich nach Forschungen von Hans-Bernd Spies so allerdings nicht ereignet hat.


Bildstock an der Großostheimer Straße „Errichtet vom Stadtrat 1631“


Auch eine andere Überlieferung, nach der Gustav Adolf das Aschaffenburger Schloß in Schweden hat nachbauen lassen, trifft so nicht zu. Tatsächlich baute sein Feldmarschall Wrangel, der in Aschaffenburg mit von der Partie war, ein kleines Schloß auf seinem Landsitz Skokloster am schwedischen Mälarsee. Wrangel hatte Kontakt mit Merian, der ihm die Aschaffenburger Fürstenresidenz als Vorbild empfahl. Es entstand eine Vierflügelanlage, in die aber auch andere architektonische Elemente einflossen, so daß sich die Ähnlichkeit der Bauwerke doch in Grenzen hält.

Nachdem Aschaffenburg in den Kriegswirren abwechselnd auch in die Hände von Spaniern, Bayern und Österreichern gefallen war, besetzten 1646 und 1647 die Franzosen unter Marschall Turenne die Stadt. Er sollte 1673 in einem anderen Krieg die Stadt noch einmal einnehmen. (Siehe Lothar Friedrich von Metternich Burscheid 1673-1675)

In der Amtszeit von Anselm Casimir begannen 1642 die Verhandlungen um eine Beendigung des Krieges. Die deutschen Stände berieten sich zunächst in Frankfurt. Vertreter des Kurfürsten war der Aschaffenburger Stadtschultheiß Nikolaus von Reigersberger, der damit dem Gremium vorstand. Nachdem sich die Beratungen über Jahre hinzogen, kaufte sich Reigersberger, der in Diensten des Kurfürsten beträchtliche Einkünfte hatte, ein Haus in der Frankfurter Predigergasse. Es ist überliefert, dass er in den Kellern erhebliche Mengen Wein lagerte, der aus seinen eigenen Aschaffenburger Weingärten stammte. So, wie er sich auch auf anderen Gebieten vermögenssteigernde Privilegien verschaffte, ließ er sich hier von der städtischen Weinsteuer befreien. Ab 1645, nun auch zum kurmainzischen Kanzler aufgestiegen, war Reigersberger Verhandlungsführer im westfälischen Münster. Seine Einkünfte stiegen wiederum deutlich an. Um diesen Status zu erhalten, unterstützte er deutlich die kaiserliche Seite, die an einem frühzeitigen Kompromissfrieden wenig interessiert war. Reigersberger hatte sich schon zuvor als Richter in zahlreichen Hexenprozessen einen Namen gemacht. Er soll sie weniger mit Begeisterung, als eher in Erfüllung seiner normalen Amtspflichten geführt haben. Zur Bildung seines enormen persönlichen Vermögens trugen diese Aufgaben allerdings erheblich bei. Im Aschaffenburger Stadtrat wurde im Jahr 2001 entschieden, daß man diese unrühmliche Tätigkeit auf der Gedenktafel an seinem Wohnhaus in der Dalbergstraße doch zumindest erwähnen sollte.

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