Wolfgang von Dalberg
Kurfürst und Erzbischof von Mainz 1582 – 1601
Gemälde im Dom- und Diözesanmuseum Mainz



Die Wahl des neuen Erzbischofs war diesmal zwar kein Kampf um die Glaubensrichtung des Bistums, sie war aber aus anderen Gründen wiederum sehr spannend. Gegen den Domprobst Wolfgang von Dalberg kandidierte nämlich der Würzburger Fürstbischof und Mainzer Domherr Julius Echter von Mespelbrunn. Er führte mit einer Stimme (12:11) benötigte aber als regierender Bischof eine Zweidrittelmehrheit. Als klar war, daß die nötige Stimmenzahl nicht zu erreichen war, zog er seine Kandidatur zurück. Damit war Wolfgang von Dalberg gewählt. In der Würzburger Chronik liest sich das etwas anders. Als Beleg für Julius Echters Bescheidenheit und Selbstlosigkeit heißt es hier: „Julius war 1582 mit großer Stimmenmehrheit zum Kurfürsten erwählt worden, aber bescheiden schlug er aus und lenkte die Wahl auf Wolfgang von Dalberg.“ Seine aussichtlose Situation wird nicht erwähnt. Ein Beispiel dafür, wie eben jede Seite die Dinge aus ihrer Sicht darstellt. Papst Gregor XIII. bestätigte die Wahl am 1. Oktober 1582, wenige Tage bevor er durch Überspringen der 10 Tage vom 5. bis 14. Oktober den von ihm verbesserten (Gregorianischen) Kalender einführte. Wolfgang von Dalberg schließt sich dieser Reform im nächsten Jahr an und so folgt 1583 in Aschaffenburg auf den St. Katharinentag (25. November) gleich der St. Nikolaustag (6. Dezember). Die Verfechter der katholischen Linie hätten lieber Julius Echter auf dem Bischofsstuhl gesehen. Gegen Wolfgang hegten sie Vorurteile. Er zerstreute die Bedenken aber, indem er sich 1583 zum Priester und 1584 in Aschaffenburg zum Bischof weihen ließ. Dalberg stärkte den Katholizismus sogar durch sogenannte Visitationen, die ausführlich überliefert sind. Demnach war bei den Priestern die theologische Unwissenheit erschreckend groß und die Gottesdienste wurden oft vernachlässigt. Etwa die Hälfte der Stiftsherren war mit Frauen liiert, wogegen der Erzbischof ein scharfes Edikt erließ, das allerdings wenig beachtet wurde. Wolfgang von Dalberg starb am 5. April 1601 in Aschaffenburg.

Aus seiner Regierungszeit soll noch ein interessantes Detail erwähnt sein. Ein Brief, der in Aschaffenburg aufbewahrt wird, zeigt, daß sich auch ein Kurfürst immer wieder mit kleineren Alltagsproblemen zu beschäftigen hatte. Es geht um die Konkurrenz zwischen Bier und Wein. Konkret um die Sorgen der Winzer, wegen der zunehmenden Zahl der Bierbrauer. In dieser Angelegenheit schrieb Wolfgang von Dalberg am 24. Dezember 1596, also am Heiligen Abend, aus seiner Aschaffenburger Residenz an den Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn, seinen vormaligen Gegenkandidaten. Schultheiß und Bürger von Künzelsau hatten sich beschwert, daß der Fürst zu Hohenlohe „zu mercklichem irem Nachteil“ einen Bierbrauer „uffgetrungen“ hatte, so daß sie um ihren Weinabsatz fürchten mußten. Künzelsau gehörte den beiden Bischöfen und dem Fürsten von Hohenlohe gemeinsam. Wolfgang von Dalberg bittet deswegen Julius Echter, bei der Lösung des Problems mitzuhelfen.

Aschaffenburg, 24.12.1596 Wolfgangus
Schlußformel mit eigenhändiger Unterschrift im Schreiben des Kurfürsten Wolfgang von Dalberg an Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Am hl. Abend geschrieben geht es um die Beschwerde der Bürger und des Rates der Stadt Künzelsau. Sie fürchteten Konkurrenz für ihren Weinbau wegen der vom Fürsten zu Hohenlohe genehmigten Ansiedlung eines Bierbrauers. Künzelsau gehörten den beiden Bischöfen und dem Fürsten gemeinsam

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