1803 – 1806 Das Ende des Fürstentums – Bayerisches Intermezzo
Bischof Georg Karl von Fechenbach muss machtlos erleiden, dass 1803 im sogenannten Reichsdeputationshauptschluss sein Fürstbistum Würzburg aufgelöst und dem Kurfürstentum Bayern zugesprochen wird. Hintergrund ist der Friedensvertrag von Lunéville, der 1801 zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation unter Kaiser Franz II. geschlossen wurde. Frankreich bekam in diesem Vertrag die linksrheinischen Gebiete zugesprochen, die Napoleon Bonaparte in Besitz nahm. Die enteigneten deutschen Fürsten sollten später im rechtsrheinischen Gebiet entschädigt werden. Eine wichtige Rolle spielt dabei die von Napoleon erzwungene Säkularisation – die Auflösung der Kirchenstaaten. Das Herzogtum Bayern, das linksrheinisch die Gebiete Berg und Jülich verloren hatte, wurde nun mit Würzburg entschädigt. Der Kirchenbesitz wurde weitgehend verstaatlicht – die wertvollen Buchbestände der Klöster wanderten in die Universitätsbibliothek – Urkunden und Handschriften ins Staatsarchiv. Resigniert schreibt Georg Karl von Fechenbach an den Papst „ ….dass das Bistum Würzburg, das ich nicht nur als Bischof, sondern auch als Fürst verwaltet habe …. von bayrischen Truppen besetzt wurde … wird eurer Heiligkeit nicht verborgen sein …. Die mächtigsten Fürsten der Welt haben für gut befunden, den Glanz der deutschen Kirchen auszulöschen und ihre Bischöfe aus den Reihen der Fürsten zu entfernen……“ Georg Karl entläßt seine Untertanen aus ihrer Treueverpflichtung und erklärt im Januar 1803, dass er nun nur noch seine bischöflichen Funktionen wahrnehmen wolle. Die Jahrhunderte alte Existenz des Fürstbistums ist beendet. Die Bevölkerung ist gespalten. Wer der Kirche nahesteht, verurteilt die Situation – wer dem Klerus kritisch gegenübersteht, der begrüßt die Veränderungen, die praktisch alle Lebensbereiche erfasst – sogar Nichtkatholiken können jetzt Bürger der Stadt werden. Die Spaltung ging durch alle Schichten – von den einfachen Bauern oder Bürgern bis zu den Universitätsprofessoren. Die bayrisch gesinnten Intellektuellen fanden ihr Sprachrohr in einer Zeitschrift namens „Argus“ – die Gegenmeinungen formulierten sich im „Antiargus“. Beide brachten es auf nur wenige Ausgaben. Die Rücksichtslosigkeit mit der der bayerische Statthalter, Graf von Thürheim, die Säkularisation durchführte, ließ aber letztlich keine Sympathien aufkommen.
Eine neue Situation brachte 1805 der Ausbruch des dritten Koalitionskrieges. Dem Geschick des bayrischen Minister Montgelas war es zu verdanken, dass der Kurfürst mit seinem Hofstaat vor dem gegnerischen Österreich in das sichere Würzburg flüchten konnte. Auch die gesamte bayrische Armee wurde hier zusammengezogen. Max Joseph selbst, der jetzt zum ersten Mal in Würzburg weilte, wurde von der Bevölkerung recht kühl empfangen und sein Aufenthalt blieb fast unbeachtet. Durch seine Leutseligkeit und sein Talent, sich anzubiedern, sollte sich das aber schon nach kurzer Zeit ändern.
Im Hintergrund war allerdings bereits das Ende der bayrischen Würzburg-Episode beschlossen, denn im Frieden von Pressburg wurde bestimmt, dass der Bruder des Kaisers, Erzherzog Ferdinand von der Toskana zum Ausgleich für den Verlust seines Stammlandes, als Kurfürst und Großherzog, das damit wiedererstehende Fürstentum Würzburg erhalten sollte. Wieder begann für die Stadt ein neues Zeitalter. Ein Zeitgenosse formulierte begeistert: „Souveräner Staat und Kurfürstentum unter einem habsburgischen Prinzen ! Schaumgeboren und geheimnisvoll schimmernd ist dem Ozean der großen Politik eine neue Frankonia entstiegen“
Die linke Karte zeigt den „Flickenteppich“ Deutschland vor den Napoleonischen Veränderungen
Rechts ist Würzburg ein Teil Bayerns geworden (grün) – Aschaffenburg ist noch selbständiges Fürstentum