Johann Philipp von Schönborn 
Fürstbischof von Würzburg 1642 – 1673
seit 1647 auch Erzbischof und Kurfürst von Mainz

Johann Philipp von Schönborn entstammt einer alten Adelsfamilie, deren Besitzungen im Rheingau, Westerwald und Taunus lagen. Neben anderen Studienorten ist er 1626 als Student der Rechtswissenschaften auch an der Universität in Würzburg eingeschrieben. Drei Jahre später, 1629 wird er hier in das Domkapitel gewählt. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges hilft er seinem Bischof Franz von Hatzfeld maßgeblich, Domschatz und Archiv nach Köln und Lüttich vor den schwedischen Truppen in Sicherheit zu bringen. In dieser Zeit eine logistische Meisterleistung. 1642 wird Johann Philipp zum Fürstbischof von Würzburg gewählt. Fünf Jahre später  – 1647 – bewirbt er sich dann auch um das hohe Amt des Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz. Als Argument wird unter anderem angeführt, daß er sein großes Territorium von dem genau in der Mitte zwischen Mainz und Würzburg gelegenen neuen Schloß in Aschaffenburg aus bequem regieren könne. Als Mainzer Kurfürst steigt Johann Philipp in die oberste weltliche und geistige Spitze des Reiches auf. Er ist Reichserzkanzler und leitet die Kaiserwahl, die er bei Stimmengleichheit sogar entscheiden kann. Johann Philipp nutzt seine Macht mit diplomatischem Geschick und trägt so maßgeblich dazu bei, daß die langwierigen Friedensverhandlungen in Münster endlich zu einem Ergebnis kommen. Aufgrund seiner hohen Stellung im Reich stand es seinem Vertreter, dem Aschaffenburger Stadtschultheißen Nikolaus Reigersberger zu, den Friedensvertrag für die Reichsstände an erster Stelle zu unterzeichen.


Unterschrift des Aschaffenburger Stadtschultheißen Nikolaus Reigersberger,
dem Gesandten Johann Philipps, unter der Friedensurkunde von Münster

Eine weitere wichtige Entwicklung ist mit dem Namen Schönborn verbunden. Johann Philipp hatte in Würzburg den Jesuitenpater Friedrich Spee von Langenfeld, den Verfasser der Streitschrift gegen den Hexenwahn „Cautio criminalis“ kennengelernt und unterstützte dessen Kampf gegen die unmenschlichen Verfolgungen. Nach seiner Amtsübernahme verbot er die Hexenprozesse in seinen Bistümern, was zur Folge hatte, daß das grausame Treiben im ganzen Reich abflaute.

Nach dem Tod Kaiser Ferdinand III. kam Schönborn eine wichtige Rolle bei der Wahl des Nachfolgers zu. Neben dem Habsburger Leopold I. bewarb sich auch der Französische „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. um den Kaiserthron. Johann Philipp, der zur Wahl nach Frankfurt eingeladen hatte, entschied sich schließlich für Leopold und ermöglichte damit dessen Wahl.

Schönborn verstarb 1673 in Würzburg. Dem Brauch entsprechend wurde die Leiche dreigeteilt. Während der Körper im Dom beigesetzt wurde, erhielten die Eingeweide ihren Platz in der Marienkirche der Festung Marienberg. Sein Herz aber kam nicht wie die Herzen seiner Würzburger Amtsvorgänger in das Kloster Ebrach, sondern kam in den Mainzer Dom.

Ein wichtiger Zweig der einflussreichen Familie Schönborn war zu dieser Zeit auch in Aschaffenburg seßhaft. Melchior Friedrich, ein Neffe des Kurfürsten, war hier seit 1672 Mainzer Vizedom und begann 1676 mit dem Bau eines schloßartigen Wohnsitzes, der noch heute als Schönborner Hof ein wichtiger Bestandteil des Stadtbildes ist. Zwei Söhne Melchiors, Johann Philipp Franz und Friedrich Karl erlangten später nacheinander den Würzburger Bischofssitz und ließen die Residenz erbauen.


Eigenhändige Unterschrift des Fürstbischofs, Erzbischofs und Kurfürsten
in einem Schreiben vom 7. Juni 1651
aus „unserem Schloß Marienberg ob Würzburg“


Der Jesuitenparter Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635)
Vorkämpfer für die Abschaffung der Hexenverbrennungen
beeinflußte den Kurfürsten Johann Philipp vom Schönborn
 

Ein Blick in den Stammbaum der Familie Schönborn veranschaulicht deren Bedeutung. So errangen beispielsweise gleich 7 Söhne von Melchior Friedrich, dem Neffen von Johann Philipp, höchste kirchliche und staatliche Ämter. Die beiden erstgenannten ließen als Fürstbischöfe die Würzburger Residenz erbauen. Der zweite Neffe, Lothar Franz, wurde 1695 ebenfalls zum Kurfürsten von Mainz gewählt. (Stammbaum aus der Zeitschrift Merian Würzburg 1973)

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