Rudolf II. von Scherenberg *um 1401 Frankenwinheim?
Fürstbischof von Würzburg 1466-1495
Rudolf von Scherenberg stammt aus einem Würzburger Ministerialengeschlecht. Nach Studien in Leipzig und Heidelberg wird er 1457, als Vertreter des Bischofs in seelsorgerischen Bereichen, Generalvikar. In einem für die Zeit verhältnismäßig hohen Alter erfolgt 1466 seine einstimmige Wahl zum Fürstbischof von Würzburg. In dieser Funktion wird er zum Erneuerer des heruntergewirtschafteten und verwahrlosten Stiftes, das er zu neuer Blüte führt. Man hat ihn den „letzten großen mittelalterlichen Bischof“ genannt.
Im Februar 1474 kommt Kaiser Friedrich III. in die Stadt – ebenso zum Reichstag im Oktober, auf dem der Reichskrieg gegen Karl den Kühnen beschlossen wird. Karl war Herzog von Burgund und Luxemburg und bedrohte mit seinen Expansionsplänen den Reichsfrieden.
1475 erlässt der Bischof ein Mandat gegen Zins und Wucher der Juden, verbietet Christen jüdische Wohnungen anzumieten und verfügt später sogar ein Aufenthaltsverbot.
Bischof Scherenberg führt einen Weinzoll ein, um den Staat zu finanzieren.
Miniatur des Hofmalers Martin Seger in der Fries’schen Bischofschronik.
Er modernisiert die Festung Marienberg, deren Wolfskeelscher Bering noch vor Erfindung der Pulverwaffen erbaut worden war. So läßt er die Mauern verstärken, damit diese dem Beschuss mit Steinkugeln standhalten können. Das Bauwerk wird nach Westen verlängert und das dortige Burgtor erneuert. Heute erinnert die Wappentafel des Bischofs am sogenannten Scherenbergtor mit der Jahreszahl 1482 an die Bautätigkeiten dieser Zeit. Eine neue Ringmauer soll zudem das gesamte Areal der bischöflichen Hofhaltung schützen.
1476 tritt der aus Helmstadt stammende Hans Böhm als Prediger in Erscheinung, der mit Kritik an den sozialen Verhältnissen großen Zulauf gewinnt und den Frieden im Bistum stört. Der Bischof lässt ihn gefangen nehmen und ohne Prozess als Ketzer verbrennen.
Ein Auftritt des Hans Böhm – genannt der „Pauker von Niklashausen“
Miniatur des Hofmalers Martin Seger in der Fries’schen Bischofschronik.
Rudolf nimmt kirchliche Reformen in Angriff und bemüht sich beispielsweise um die Erneuerung des heruntergekommenen Frauenklosters von Kitzingen
Er erkennt die Bedeutung des Buchdrucks nach dem Gutenbergprinzip für die Verbreitung der kirchlichen Lehre und lässt beispielsweise Messbücher drucken, die mit seinem persönlichen Ablass verbunden sind.
Im Jahre 1495, vierzehn Tage vor dem Tod Scherenbergs, besucht der Arzt und Kartograph Hieronymus Münzer aus Nürnberg den greisen Fürstbischof. In der Schedelschen Weltchronik ist neben dem ersten gedruckten Stich der Stadt das Ereignis festgehalten. „An sechs ganze Stunden unterhielten wir uns über verschiedene Themata …. wie nach seiner Erwählung das ganze Bistum von der Schuldenlast geradezu erdrückt und vernichtet war, wie er in mehr als 28jähriger Tätigkeit das teils verpfändete, teils beinahe schon verlorene Bistum von den Schulden befreite. Er war zu der damaligen Zeit ein Mann von 94 Jahren, dem man Verehrung zollen mußte, …. eine Ehrfurcht gebietende und in seinem Alter würdevolle Erscheinung“
Die Verehrung der Nachwelt kommt auch durch den Grabstein zum Ausdruck, den Tilman Riemenschneider zum Gedenken an den Bischof für den Würzburger Dom schuf.
Schreiben von Fürstbischof Scherenberg „Sonntag nach Inventionis Crucis“ vom 6. Mai 1492
Hintergrund ist ein Raubzug des Stephan Zobel von Gibelstadt, dem der Bischof Einhalt gebieten will.
Mit Scherenberg endet die Bischofschronik des bedeutenden fränkischen Geschichtsschreibers Lorenz Fries (1489-1550).
Sie wird später von dem Theologen und Historiker Ignaz Gropp (1695-1758) und anderen Autoren fortgeführt.
Grabmal Scherenbergs von Tilmann Riemenschneider im Würzburger Dom
Würzburg im „Buch der Chroniken“ von Hartmann Schedel 1493
Die älteste Druckgraphik (Holzschnitt) der Stadt Würzburg erscheint in der Amtszeit Scherenbergs