Ludwig II. (1864-1886)

Zwei Jahre nach der Krönung Ludwigs II. kommt es im Zuge der Deutschen Einigung zu dem sogenannten Bruderkrieg zwischen Deutschland und Österreich. Auch Würzburg ist ab Juli 1866 von den Kampfhandlungen betroffen. Der königlich bayrische Heerführer Prinz Karl Theodor, Sohn von König Maximilian I.,  hatte sein Hauptquartier hier aufgeschlagen, musste sich aber zurückziehen, als die vorrückenden Preußen in den rechtsmainischen Teil der Stadt eindrangen. Auch die Festung wurde beschossen – das Zeughaus (heute Mainfränkisches Museum) brannte ab. Im Waffenstillstandsvertrag von Kitzingen, zwischen Karl Theodor und dem preußischen General von Manteuffel, wird der Main als Grenzlinie bestimmt. Die Stadt bleibt von den Preußen besetzt – Festung und Mainviertel sind in bayerischer Hand. Erst im September verlassen die preußischen Truppen Würzburg – die bayrischen Soldaten können zurückkehren und werden von der Bevölkerung begeistert empfangen.

Die Beschießung Würzburgs durch preußische Truppen – Lithographie von Luwig Burger um 1870

Auf der Mainbrücke während des Waffenstillstandes im August 1866 – Litho von Ludwig Burger um 1870

Nach Ende des Krieges unternimmt der 21-jährige Ludwig eine Rundreise durch das leidgeprüfte Franken und kommt am 24. November nach Würzburg. Es bleibt der einzige Besuch während seiner gesamten Regierungszeit. Wegen der ihm unterstellten geistigen Umnachtung übernimmt 1886 sein Onkel Luitpold, die Regierung. Er kam 1821 als Sohn Ludwigs I. in der Würzburger Residenz zur Welt. Als Ludwig II. im Starnberger See ertrinkt, wird sein Bruder Otto I. trotz seiner Unzurechnungsfähigkeit formal sein Nachfolger. Die Regierungsgeschäfte werden aber von Prinzregent Luitpold weitergeführt. 

Proklamation nach der Reise Ludwigs durch die Kriegsgebiete des Mainfeldzuges

Gratulationsschreiben Ludwigs an seinen Vetter Prinz Alfons von Bayern
mit eigenhändiger Unterschrift – Hohenschwangau, 22. Januar 1881

Hoffmann von Fallersleben, der Dichter des Deutschlandliedes, befürchtete, dass der Main zur Grenze werden könnte, der Deutsche von Deutschen trennt. Er formulierte dies in einem Gedicht, das erst 2008 entdeckt wurde. Wie berechtigt die Sorge war, zeigt sich besonders am Beispiel der Stadt Würzburg, wo über eine kurze Zeit die Kernstadt preussisch besetzt war, während die Festungsseite, das Mainviertel, in bayrischer Hand blieb. Als Fallersleben sein Gedicht schrieb, war der Ausgang des Krieges und seine Folgen ungewiss.

Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Eigenhändige Anfangszeilen seines Gedichtes „1866 – Am Main“ – darunter die Transkription

Der Main darf nicht zur deutsch-deutschen Grenze werden
Ein unbekanntes Gedicht von Hoffmann von Fallersleben
Bericht in der Zeitschrift „Spessart“ vom August 2008

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